Handbuch der Malediven



Kapitel 2 
Knochenfische

Stand. Mai 2023

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Barschverwandte - Percomorphaceae

Ordnung Doktorfischartige - Acanthuriformes

Familie Spatenfische - Ephippidae

Gattung Fledermausfische - Platax

Fledermausfische - Ephippidae

Junger Langflossen-Fledermausfisch Platax teira in den letzten Strahlen der Abendsonne an einer Sandbank im Süd-Male Atoll 1991.

Die Fledermausfische sind aus der Ordnung der Barschartigen in die Ordnung der Doktorfischartigen gewandert.In der Familie der Echte Spatenfische bilden die Fledermausfisch (englisch Batfish) die Gattin Platax. Die Gattung hat 5 Arten von denen hier 3 anzutreffen waren.

Sie leben in Schulverbänden hauptsächlich in größeren Tiefen, aber die Jungfische halten sich oft in ganz flachem Wasser in Ufernähe auf. Oft sind sie in recht trüben Wassern an den Kaimauern zu sehen.

Auch ausgewachsene Tiere kommen ins flache Wasser an die Putzerstationen am Riff. Man muss nicht unbedingt tauchen gehen, um die Fledermausfische ins Bild zu bekommen. Sie sind tagaktiv. Neugierig begrüßen sie Schwimmer oder Taucher und weichen manchmal nicht von ihrer Seite. Wenn sie im Schwarm schwimmen - und nur dann - zeigt sich an der Bauchseite kurz hinter der Brustflosse ein schwarzer Fleck, den die Verhaltensforscher für ein Folgesignal halten.

Der Körper der Fledermausfische ist extrem scheibenförmig, die Flossen sind in der Jugendform übergroß, ihr Maul ist im Verhältnis zu den zumindest von der Seite gesehenen Körpern sehr klein. Jungfische haben wimpelförmig ausgezogene, im Verhältnis zur Körpergröße riesig lange Flossen. Oft lassen sich die Jungfische wie tote braune Blätter in ganz flachem Wasser von der leichten Dünung schaukeln und wirklich, sie sind dann kaum zu erkennen. Irgendwie ist alles an ihnen unproportional. Wirken sie deswegen oder wegen ihrer Zutraulichkeit so sympathisch? 

Es ist so ziemlich der einzige Fisch, den man ohne Weiteres bei entsprechendem Verhalten berühren kann. Aufgeregt wechseln sie bei diesen Störungen die Farbe. 

Sie leben in der Hauptsache von Würmern, krebsen und Quallen. Man hat sie aber auch an den Tentakeln von nesselnden Seeanemonen herum knabbern sehen, was einige Falterfische und Kaninchenfische übrigens auch tun. Die Gifte scheinen ihnen nichts auszumachen.

Die erstaunliche Formenveränderung im Wachstum der Fledermausfische

Langflossen-Fledermausfisc
Platão teira.
Langflossen-Fledermausfisc
Platax-teira.
Spitzmaul-Fledermausfisch Platax-tpinnatus

Systematik Fledermausfische - Ephippidae

Familie
Gattung
Art
Art
Art
Fledermausfische
Platax
Rundkopf-Fledermausfisch
Spitzmaul-Fledermausfisch 
Langflossen-Fledermausfisch
Ephippidae
Platax
Platax orbicularis
Platax pinnatus
 Platax teira
Ephippidae
Platax
Orbicular batfish
Dusky batfish
Tiera batfish

Rundkopf-Fledermausfisch Platax orbicuaris Forsskål, 1775

E: Orbicular batfish, F: Pole d‘eau, J: Tsubame-uo, D: Baipolhi mas

Größe: ca. 40 cm, Tiefe: 2 m                                                             Ellaidhoo, Ari - Atoll, 1993

Rundkopf-Fledermausfisch Platax orbicuaris Forsskål, 1775

Bis zu 60 cm groß können die Fledermausfische der Gattung Platax werden. Obwohl sie sich meist in Tiefen bis 40 m aufhalten, sind sie auch oberhalb von 10 m anzutreffen wie alle Bilder hier zeigen. Erwachsene Tiere halten sich gerne in Schwärmen auf. Durch ihren scheibenförmigen Körper und ihre übergroßen Rücken-, Bauch- und Afterflossen sind sie leicht zu erkennen. Bei jungen Falterfischen sind die Flossen extrem wimpelartig verlängert; ihr Körper, scheint es, ist viel zu klein für die großen wimpelförmigen Flossen. 
Die kleine Schule der jungen, halberwachsenen Fledermausfische im Bild unten stand tagelang direkt am Ufer neben der alten, langen Mole auf der Südseite von Kuramathi. Die Mauer ist von vielen Muränen bewohnt und so wurde jeden Morgen der kleine Schwarm von uns durchgezählt, ob alle die Nacht überstanden haben. 
Größe: ca. 40 cm, Tiefe: 1 m 
Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1994
Größe: ca. 40 cm, Tiefe: 1 m                                                Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1994

Junge Rundkopf-Fledermausfische unmittelbar am Ufer. Hier sind sie sicherer vor jagenden Räubern als an der Riffkante

Es waren immer 8 Tiere. Sind sie noch jünger, ahmen sie Blätter nach. Sie sind dann braun und schaukeln wie ein totes Blatt in Ufernähe. Die Nachahmung geht so weit, dass die Afterflosse wie ein Blattstiel ausgebildet ist: dünn, rund und lang. Fledermausfische leben von Algen, Quallen und von Zooplankton. Wie agil die Tiere nachts sind, zeigt das untere Bild. 

Vorkommen: Rotes Meer und Indo-Westpazifik.
Größe: ca. 40 cm, Tiefe: 1 m                                                          Ellaidhoo, Ari - Atoll, 1993
Die Rundkopf-Fledermausfische im freien Wasser vor der Riffkante hatten es eilig. Blitzschnell verschwanden sie wieder aus dem Lichtkegel ohne ihren Kurs zu ändern.

Spitzmaul-Fledermausfisch Platax pinnatus (Linnaeus, 1758)

E: Dusky batfish, F: Pole d‘eau, J: Akakukuri , D: Baiypolhi mas

Größe: 30 cm, Tiefe: 2 m                                                       Kuredu, Faddhippolhu - Atoll, 1998

Spitzmaul-Fledermausfisch Platax pinnatus (Linnaeus, 1758)

Der Literatur nach darf es den Spitzmaul-Fledermausfisch auf den Malediven eigentlich gar nicht geben. Erst von der Andamanensee ostwärts Richtung Indonesien und Philippinen ist er danach heimisch. Wenn die Bestimmung hier richtig ist, ist es vielleicht ein Erstnachweis für die Malediven, denn der zutrauliche Fisch schwamm mir im Februar 1998 in Kuredu vor die Kamera. Weiter östlich, so im Golf von Bengalen oder in der Andamanensee, wurde vom Autor nie Unterwasserfotozeug eingesetzt.

Ein anderer Name im Deutschen ist Rotsaumfledermausfisch. Junge Fische dieser Art sind schwarz und haben einen roten Saum an den Flossenrändern.

Diese Art bildet keine großen Schulverbände. Sie sind einzeln oder paarweise am Riff unterwegs, zwischen der Oberfläche und 40 - 50 m Tiefe. Die Jugendform ist einer der optisch reizvollsten Fische. Die lang ausgezogenen Flossen sind schwarz und von einem schönen orangeroten Rand umgeben.

Vorkommen: Normalerweise nur von der Andamanensee ostwärts Richtung Indonesien und Philippinen, aber auch, wie das Foto von Kuredu beweist, in den Gewässern um die Malediven (Erstnachweis?).

Langflossen-Fledermausfisch - Platax teira (Forsskål, 1775)

E: Tiera batfish, F: Pole d‘eau, J: Mikazuki-tsubame-uo, D: Baipolhi mas

Größe: 45 cm, Tiefe: 1 m                                                   Eriyadhu, Nord-Male-Atoll, 1989

Langflossen-Fledermausfisch Platax teira (Forsskål, 1775)

Welcher Fisch kann will  und kann sein Maus schon soweit aufreißen, um so etwas dünnes zu fressen?
Äußerst neugierig schwamm dieser halberwachsene Fledermausfisch Platax orbicularis so nahe an die Kamera heran, dass es schwierig war, ihn bei sehr bewegtem Wasser und schlechten Lichtverhältnissen zu fotografieren. Viele Schwimmer hatte er bestimmt noch nicht in seinem Leben gesehen, denn nur selten kamen Boote an diese Sandbank. Ob er deswegen nicht die geringste Scheu zeigte? 

Die Rücken- und Bauchflossen sind viel weiter ausgezogen als bei den gänzlich erwachsenen Tieren. Im Verhältnis dazu ist die Schwanzflosse geradezu lächerlich klein geraten. Sein Schwimmen gleicht auch mehr einem Flattern, bestenfalls einem Segeln in der Strömung. 

Der deutsche Name ist wieder einmal etwas irreführend. Lang sind die Flossen nur beim Jungfisch. Sie werden ca. 35 cm groß, ziehen als halberwachsene Tiere in großen Schulen so meist in Tiefen von 10 m um das Riff, während Erwachsene mehr paarweise in Bodennähe aufzuspüren sind.

Auch sie fressen Zooplankton, Quallen und Anemonententakel. Tiefer als 35 m sind sie nicht anzutreffen. Sie zeigen ebenfalls keinerlei Scheu vor Tauchern und wenn sie mal höher gelegene Putzerstationen aufsuchen, auch nicht vor neugierigen Schnorchlern.

Vorkommen: Im gesamten Indopazifik und im Roten Meer.

Größe: 45 cm, Tiefe: 5 m                                             Kuredu, Nord-Male-Atoll, 1989

Das Farbwechselvermögen von dem Langflossen-Fledermausfisch Platax teira ist erstaunlich. Auf den beiden Bildern ist der selbe Fledermausfisch abgebildet. Er ließ sich in ca. 5 m Tiefe putzen und war einige Tage lang zur gleichen Zeit an der gleichen Stelle im Riff. Fühlte er sich ungestört, zeigte er sich in einer olivfarbenen dunklen Grundtönung mit kräftigen braunen Streifen (rechtes Bild). Kam man ihm aber beim fotografieren - wie hier zu sehen - zu nahe, wechselte er seine Farbe in ein helles, ihn fast durchsichtig erscheinend lassendes Silber und die Streifen an seinem Kopf verblaßten.

Größe: 30 cm, Tiefe: 1 m                                                        Faro im Süd-Male-Atoll, 1992

Das Bild zeigt einen halberwachsenen Langflossen-Fledermausfisch. Fledermausfisch sind tag- und nachtaktiv, werden aber mit Einbruch der Dämmerung erst so richtig wach und schwimmen dann auch in das Wasser vor den Riffen herum. Sie sind aber lange nicht so agil wie andere Arten und legen immer wieder lange Pausen ein, wo sie absolut nichts tun und scheinbar vor sich hindösen. Treibt aber eine Qualle an ihnen vorbei, bekommen sie das sehr wohl mit: sie stürzen sich auf sie und fressen sie restlos auf. Das ging so schnell, dass nicht ein Foto gemacht werden konnte.

Größe: 30 cm, Tiefe: 1 m                                                        Faro im Süd-Male-Atoll, 1992

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